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PC aus der Windows 10 Netzwerkansicht verschwunden - keine Verbindung zum NAS einer Fritz!Box

Der lange Titel dieses Artikels, beinhaltet zwei Symptome welche seit geraumer Zeit unter Windows 10 zu beobachten sind. Sie möchten den Windows Explorer verwenden, um Daten mit einem anderen PC auszutauschen, doch Sie können diesen nicht mehr in der Netzwerkansicht finden. Sie haben unter Windows 10 ein Netzwerklaufwerk zu dem NAS Ihrer Fritz!Box eingerichtet und bekommen neuerdings die Fehlermeldung, dass die Verbindung nicht wiederhergestellt werden konnte. Die Ursache hinter diesen zwei Fehlerbildern und was Sie tun können erfahren Sie in diesem Artikel.

Der Artikel gliedert sich in fünf Abschnitte.

Die Ursache - SMBv1 ist nicht vorhanden

“Wannacry” erlangte traurige Berümtheit als ein Schadprogramm, welches Computer mit dem Windows Betriebssystem befiel und Daten verschlüsselte. Das besondere an diesem Schadprogramm war, dass es sich eigenständig in einem Netzwerk verbreitet hat und weitere Computer befiel. Einfallstor hierfür war das SMBv1 Protokoll. Der Ursprung dieses Protokolls liegt in den 80er Jahren, des vergangenen Jahrhunderts und wurde schon seit geraumer Zeit von neueren Versionen SMBv2 und SMBv3 abgelöst. Folgericht wird empfohlen SMBv1 zu deaktivieren bzw. zu entfernen. Spätestens mit einer Neuinstallation basierend auf dem Windows 10 Creators Fall Update (Herbst 2017), wird SMBv1 als Voreinstellung nicht mehr Teil einer Installation sein.

Das Nichtvorhandensein von SMBv1 hat allerdings auch Konsequenzen, welche nicht jedem Heimnetzwerker bewusst sind. So ist für das Entdecken und Anzeigen von Computern in der Netzwerkansicht der „Computerbrowser“ Dienst von Windows 10 zuständig. Dieser Dienst verwendet Teilfunktionen von SMBv1 und wird zusammen mit dem SMBv1 Protokoll installiert und auch entfernt. Haben Sie nun eine Windows 10 Neuinstallation oder das SMBv1 Protokoll wurde explizit von Ihrer existierenden Installation entfernt, dann ist der „Computerbrowser“ Dienst nicht mehr vorhanden. Damit werden andere Windows Computer für die Netzwerkansicht im Explorer nicht mehr automatisch erkannt und angezeigt.

Bild: WIN10 Explorer Netzwerkansicht
Bild: WIN10 Explorer Netzwerkansicht

Trivialer ist der Grund warum ein Netzwerklaufwerk zu dem NAS einer Fritz!Box keine Verbindung mehr hat. Derzeitig (Herbst 2017) unterstützt das Betriebssystem einer Fritz!Box nur das SMBv1 Protokoll. Ist dieses nicht auf Ihrem Windows 10 PC vorhanden, dann kann verständlicherweise die Verbindung nicht hergestellt werden.

Lösung 1 - SMBv1 wieder installieren

Die simpelste Lösung ist es SMBv1 wieder zu installieren. Öffnen Sie hierfür das Fenster „Windows-Features aktivieren oder deaktivieren“. Dieses Fenster finden Sie unter der Windows Systemsteuerung, Kategorie „Programme“. Auch im Fenster „Programme deinstallieren und ändern“ finden Sie linker Hand die Option „Windows-Features aktivieren oder deaktivieren“.

Suchen Sie jetzt nach der Zeile mit dem Text „Unterstützung für die SMBv1/CIFS-Dateifreigabe“. Setzen Sie in der entsprechenden Checkbox ein Häkchen und schließen Sie das Fenster mit einem Klick auf „Ok“. Windows installiert jetzt das SMBv1 Protokoll, welches Ihnen nach einem Neustart zur Verfügung steht.

Bild: WIN10 SMBv1 installieren/entfernen
Bild: WIN10 SMBv1 installieren/entfernen

Manch einer mag sich jetzt fragen ob es sinnvoll ist SMBv1 wieder zu installieren, wo es doch als unsicher eingestuft wurde. Die Frage ist berechtigt.

Im Fall von SMBv1 ist es wissenswert, dass die Lücke welche “WannaCry” ausgenutzt hat, behoben wurde. Spielen Sie regelmäßig Updates ein, dann sollten Sie vor diesem spezifischen Schadprogramm sicher sein. SMBv1 bleibt aber ein altes Protokoll, welches nicht mehr im Fokus der Entwicklung steht. Damit besteht weiterhin das Potential für unentdeckte Sicherheitslücken.

Meine persönliche Meinung ist es, dass private Anwender durchaus SMBv1 weiter benutzen können. Das Risiko/Schadens-Verhältnis ist im privaten Bereich in der Regel gering. Voraussetzung sind aber regelmäßige externe Sicherungen Ihrer Daten und ein generell umsichtiger Umgang mit dem Computer. Wer sich an einem Fehlen des SMBv1 Protokolls nicht stört, sollte das Protokoll aber entfernen, bzw. nicht mehr installieren. Für Unternehmen ist es meines Erachtens Pflicht SMBv1 auf allen Computern zu entfernen. Der potentielle Schaden ist schlicht zu hoch.

Lösung 2 - Daten per FTP / Webbrowser mit dem Fritz!Box NAS austauschen

Um Daten mit dem NAS einer Fritz!Box auszutauschen wäre es am besten wenn AVM die SMB Implementierung aktualisieren würde. Solange dies nicht der Fall ist gibt es Behelfslösungen.

So können Sie per Webbrowser die Bedienoberfläche Ihrer Fritz!Box aufrufen und dort die NAS Funktionalität wählen. Mittels der Webbedienoberfläche können Sie jetzt Daten auf Ihr NAS laden oder von diesem abrufen.

Alternativ können Sie das FTP Protokoll für eine Verbindung zu Ihrem Fritz!Box NAS benutzen. Da es dafür schon eine gute Anleitung von AVM gibt (siehe Link), soll diese hier nicht wiederholt werden.

Lösung 3 - PC direkt adressieren

Die einfachste Lösung um das Problem mit der fehlenden Netzwerkansicht zu beheben ist darauf zu verzichten. Der erste Impuls ist oft ablehnend, doch wenn man etwas darüber nachdenkt, dann ergibt diese Lösung durchaus einen Sinn.

Gerade in kleinen Netzwerken kennt der Anwender alle Windows PCs, welche in einem Netzwerk eingebunden sind. Um einen PC zu addressieren reicht es zuerst zwei Schrägstriche und dann den Namen des PCs in der Adressleiste des Windows Explorers einzugeben. Hier ein Beispiel: \\HEIMNETZWERKDE.

Wird der adressierte PC gefunden, dann folgt noch die Abfrage nach einem Benutzer und dessen Passwort, danach wird die Verbindung zu diesem PC und den freigegebenen Daten hergestellt.

Wenn Sie erst einmal prüfen wollen ob ein PC per Netzwerk erreichbar ist, dann können Sie einfach das Ping Tool verwenden. Sie müssen hierbei nicht zwingend die IP Adresse als Ziel eingeben, es reicht der Name des Ziel-PCs, z.B. ping HEIMNETZWERKDE.

Haben Sie doch einmal die Übersicht verloren, dann können mit einem Netzwerkscan feststellen, welche Geräte an Ihrem Netzwerk angeschlossen sind. Durch den Netzwerkscan finden Sie nicht nur Windows PCs, sondern auch andere netzwerkfähige Gerät. Mehr Information zu dem Thema „Netzwerk scannen“ finden Sie in dem hier verlinkten Artikel.

Lösung 4 - SMBv1 wieder installieren, aber deaktivieren

Wenn Sie nur die Netzwerkansicht wiederherstellen wollen, aber keine Verbindung per SMBv1 benötigen, dann gibt es noch folgende Lösung. Kern der Lösung ist es SMBv1 zu installieren, hinterher aber das SMBv1 Protokoll zu deaktivieren. Damit ist der „Computerbrowser“ Dienst weiter aktiv, aber nicht mehr das Potentiell unsichere SMBv1 Protokoll.

Installieren Sie als erstes das SMBv1 Protokoll (siehe Lösung 1 in diesem Artikel). Öffnen Sie nun die PowerShell von Windows mit Administratorrechten. Geben Sie anschließend die folgenden zwei Kommandozeilenbefehle ein.

sc.exe config lanmanworkstation depend= bowser/mrxsmb20/nsi

sc.exe config mrxsmb10 start= disabled

Ein Risiko dessen Sie sich bewusst sein sollten ist, dass Sie hiermit in die Systemkonfiguration eingreifen. Man (ich jedenfalls) vergisst solche Konfigurationen recht gerne und Monate, wenn nicht Jahre, später funktioniert der Rechner auf einmal nicht mehr recht. Ein Grund kann dann solch eine kleine Modifikation sein, welche erst zusammen mit viel später auftretenden Änderungen ein Fehlverhalten auslöst.

Lösung 5 - Dienste für die Netzwerkerkennung aktivieren

Microsoft selbst hat in einer Veröffentlichung, noch eine weitere Lösung parat, um der Netzwerkansicht etwas auf die Sprünge zu helfen.

Öffnen Sie hierfür das „Dienste“ Fenster durch die Eingabe von services.msc in der Suchleiste von Windows.

Suchen Sie die Dienste „Funktionssuchanbieter-Host“ und „Funktionssuche-Ressourcenveröffentlichung“. Ändern Sie den „Starttyp“ für diese Dienste auf „Automatisch (verzögerter Start)“. Beim ersten Klick auf die Netzwerkansicht im Explorer müssen Sie noch das Aktivieren der Netzwerkerkennung bestätigen.

Laut Microsoft sollen jetzt alle Geräte automatisch gefunden werden, welche das „WS-Discovery“ Protokoll implementiert und aktiviert haben. „Sollen“ da ich selbst diese Lösung nicht getestet habe, sondern hier nur die Lösung von Microsoft zusammengefasst habe.

Fazit

Das Umfeld im Computerbereich ist sehr dynamisch und es gilt sich stetig anzupassen. Das ist hin und wieder schmerzhaft, wenn eine gut funktionierendes System auf einmal nicht mehr funktioniert. Doch es sollte kein Beinbruch sein, solange sich Alternativen finden lassen.

Ich hoffe dieser Artikel hat Ihnen dabei geholfen,

Matthias