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Fünf Netzwerk-Mythen aufgeklärt

Wenn man im Web Artikel oder Forenbeiträge zum Thema Netzwerk liest oder mit Leuten plaudert, dann stößt man immer wieder auf Aussagen die wenig mit der technischen Realität zu tun haben. In diesem Artikel werden fünf dieser „Mythen“ betrachtet und was an Wahrheitsgehalt dahinter steckt.

Im Einzelnen:

  1. WLAN-Booster - Inwieweit können WLAN-Booster oder WLAN-Router mit kantigem Design Wunder bewirken ?
  2. Netzwerkkabel mit Schirmung - Netzwerk-Kabel mit Schirmung sind per se besser oder ?
  3. WLAN-Repeater und die Datenrate - WLAN-Repeater halbieren immer die Datenrate ?
  4. Empfehlungen von Geräten - Das WLAN/PowerLine Gerät xyz ist super kauf es ?
  5. Vergoldete Netzwerkkabel - Netzwerkkabel aus Gold oder mit vergoldeten Steckern verbessern die Datenübertragung ?

WLAN-Booster

WLAN-Booster lösen im handumdrehen Engpässe im Bereich WLAN, WLAN-Router mit kantigem, tiefergelegte, Design beschleunigen das WLAN in ungeahnte Dimensionen ? Die Versprechen klingen oft gut und die Produkte sehen toll aus, wird also funktionieren oder ?

Bild: Wunder durch WLAN-Booster
Bild: Wunder durch WLAN-Booster

Bei Hardware für WLAN, also physischen Geräten, muss man immer in Gedanken haben das hinter WLAN ein Standard steckt (IEEE802.11). Dieser definiert WLAN auf tausenden von Seiten genau. Geräte müssen zu diesem Standard kompatibel und mit Geräten anderer Hersteller interoperabel sein. Um letzteres zu gewährleisten müssen umfangreiche Tests absolviert werden. Für die maximale WLAN-Signalstärke beim senden gibt es gesetzliche Grenzwerte, welche nicht überschritten werden dürfen.

Das bedeutet es gibt keinen magischen Zaubertrick der jetzt das WLAN um den Faktor x beschleunigt. Natürlich gibt es Unterschiede zwischen Produkten doch diese haben einen ganz handfesten technischen Hintergrund. Vieles was dann aber beworben wird nützt dem Endkunden wenig. Der WLAN-Router sendet vier Datenströme gleichzeitig, schön, doch die Mehrheit aller Endgeräte beherrscht im Empfang nur zwei Datenströme. Mehr Bits pro Sekunde mit höchster proprietärer Modulation am WLAN-Router, wieder schön, doch die Mehrheit aller Endgeräte beherrschen keine proprietären Modulationen. Der neueste WLAN-Router nach IEEE802.11ax oder Multiuser-MIMO, auch toll, doch wenn in der Wohnung nur eine handvoll WLAN-Geräte gleichzeitig aktiv sind hält sich der Nutzen in Grenzen.

Extrem irreführend sind die Aussagen „bis zu 3000 Mbit/s“ oder ähnlich. Diese sind zwar nicht falsch doch was nützt es dem Anwender wenn unter besten Bedingungen brutto zwar theoretisch auf WLAN-Ebene diese Datenrate möglich wäre, beim Ihm in der Praxis die Anwendungen aber nur z.B. 34 Mbit/s erzielen. Eine sehr große Diskrepanz zwischen der beworbenen „bis zu“ Datenrate und der zu Hause von Anwendungen erzielten Datenrate ist normal und charakteristisch für WLAN.

Fazit: Einfache und günstigere Produkte reichen für die Mehrheit der Anwender aus. Teure Produkte lohnen sich nur dann wenn man genau weiß wie und warum etwas einem selbst von Nutzen sein wird. Technischen Fantasiebegriffen aus dem Marketing sollte man immer mit Misstrauen begegnen, denn diese sagen meist nichts darüber aus ob hier tatsächlich etwas geboten wird was einem ganz persönlich weiterhilft. Beworbene Datenraten sollte man generell Hinterfragen, um hinterher keine Enttäuschung zu erleiden. Ein hoher Preis suggeriert das es sich um ein hochwertiges Produkt handelt. Die Hoffnung „wird schon zu etwas gut sein“, erfüllt sich dann aber nicht immer im konkreten Einsatz.

Netzwerkkabel mit Schirmung

Ein Netzwerkkabel soll verlegt werden, doch welchen Typ sollte man nehmen. Ein typischer Rat ist verwende ein Kabel mit Schirmung. Kabel mit Schirmung sind aber oft teurer und auch dicker, starrer was das Verlegen erschwert. Ist ein geschirmtes Netzwerkkabel jetzt wirklich notwendig ?

Notiz: Eine Schirmung bei einem Netzwerkkabel ist ein Drahtgeflecht bzw. metallische Folie, welche das innere des Kabels und/oder Aderpaare umhüllt. Die Schirmung soll dazu dienen das sich externe elektromagnetische Felder nicht auf die Datenübertragung auswirken und Störungen verursachen.

Bild: geschirmtes Netzwerkkabel
Bild: geschirmtes Netzwerkkabel

Ethernet, bzw. LAN ist nach dem IEEE802.3 Standard definiert. Dieser Standard sieht explizit auch ungeschirmte Kabel (Abkürzung: UTP) für die Übertragung vor. Und zwar über die volle Distanz von 100m bei Gigabit-Ethernet (1000Mbit/s) und Fast-Ethernet (100Mbit/s). Die Datenübertragung ist dabei sehr robust und zuverlässig.

Warum ?

Bei der Datenübertragung wird, vereinfacht ausgedrückt, ein Bit gleichzeitig über zwei Adern gesendet. Die Spannungsdifferenz zwischen den beiden Adern ergibt ob es sich jetzt um eine Null oder Eins handelt. Bei einer externen Störung wirkt sich die Störung gleichzeitig auf beide Adern aus, die Spannungsdifferenz ändert sich dabei nicht, das Bit wird weiterhin zuverlässig empfangen.

Ungeschirmte Kabel können sogar sehr vorteilhaft sein. So lassen sich ungeschirmte Kabel leichter verlegen, denn Sie sind dünner und flexibler. Oft sind ungeschirmte Kabel auch günstiger in der Anschaffung. Geschirmte Kabel kann man selbstverständlich auch nutzen, doch hier muss man sorgfältig darauf achten das der Schirm an einen Potentialausgleich angeschlossen ist. Ist dem nicht so, dann kann sich eine Schirmung sogar Nachteilig im Hinblick auf die Datenübertragung auswirken.

Fazit: Achten Sie bei der Kabelwahl auf die Kategorie und nicht so sehr auf die Schirmung. Kabel der Kategorie 5e genügen für Gigabit-Ethernet, Kabel der Kategorie 6A für 10 Gigabit-Ethernet, Kabel der Kategorie 8 für 40 Gigabit-Ethernet.

WLAN-Repeater und die Datenrate

Auf einem Messestand der IFA (Internationale Funkausstellung) plauderte ich auf einem Stand über WLAN-Mesh. Dabei fiel die Aussage das WLAN-Repeater die Datenrate immer halbieren würden. Ich war erstaunt, selbst das Personal eines Herstellers von Netzwerkgeräten ist diesem Mythos erlegen. Auch anderweitig hört man diese Aussage immer wieder, doch was ist dran ?

Bild: Repeater halbiert die Datenrate
Bild: Repeater halbiert die Datenrate

Damals als das Internet und auch WLAN noch jung war, hatte diese Aussage seine Berechtigung. Dahinter steckt das ein WLAN-Repeater nur ein einziges Funkmodul integriert hatte. Wenn der WLAN-Repeater gerade Daten empfängt konnte er nicht senden und umgedreht. Damit halbiert sich naturgemäß die Bandbreite und damit effektiv die Datenrate für die Netzwerk-Anwendungen.

Heutzutage verfügen nur noch ganz einfache WLAN-Repeater über ein einzelnes Funkmodul. Die meisten Modelle haben zwei, Modelle aus dem High-End Bereich sogar drei Funkmodule integriert. Damit ist es möglich gleichzeitig über ein Funkmodul Daten zu empfangen und mittels des anderen Funkmoduls Daten zu senden, eine halbierung der Datenrate findet somit nicht mehr statt.

Fazit: Achten Sie beim Erwerb eines WLAN-Repeaters auf die Bezeichnung „Dual-Band“, „Tri-Band“ oder „Cross-Band“, dann sollten Sie ein Modell haben welches zwei oder mehr Funkmodule integriert hat und damit gleichzeitig umgehen kann. Lesen Sie „Same-Band“ dann sollten Sie Abstand nehmen, außer Sie möchten ganz bewusst von dem, hoffentlich, günstigen Preis profitieren.

Empfehlungen von Geräten

Gerade in Internetforen kommt immer wieder die Frage, welchen Internet-Router, WLAN-Adapter etc. andere den so empfehlen können. Die Antworten sind so knapp wie bedeutungslos z.B. „nimm das WLAN / PowerLine Gerät xyz, das funktioniert bei mir super“.

Bild: super WLAN mit WLAN-Router xyz
Bild: super WLAN mit WLAN-Router xyz

Warum bedeutungslos?

Jeder hat seine eigenen persönlichen Anforderungen und Erwartungen. Ohne eine weitere Erläuterung warum gerade „xyz“ so toll ist kann man eine solche allgemeine Aussage gar nicht auf die eigene Situation beziehen.

Generell ist eine Einzelaussage immer mit Vorsicht zu betrachten. Wenn man eine echte Aussagekraft erreichen will, dann bräuchte man wenigstens ein paar hundert Aussagen um eine statistische Relevanz zu erreichen. Auch hier am besten mit Hintergrundinformationen warum ein bestimmtes Gerät jetzt gut oder schlecht sein soll.

Die Leistungsfähigkeit von WLAN und PowerLine (dLAN) ist von einer Menge Faktoren abhängig. Welche Faktoren sich bei Ihnen wie auswirken ist ganz individuell und aus der Ferne nicht vorhersagbar.

Fazit: Schenken Sie Aussagen wie der Eingangs erwähnten keine Beachtung. Wenn Sie fragen, dann fragen Sie konkreter, schildern Sie Ihre Situation, Ihre Erwartungen und Bedürfnisse. Wenn Sie Antworten bekommen welche seriös erscheinen hinterfragen Sie diese trotzdem noch einmal und informieren Sie sich selbst. Halten Sie Ergänzend nach Tests in Computerzeitschriften oder z.B. von Stiftung Warentest Ausschau, welche Ihnen weitere Ideen bezüglich Eigenschaften solcher Geräte aber auch deren Leistungsfähigkeit geben.

Sie haben zu all dem keine Zeit oder Lust? Ja natürlich können Sie auch irgendetwas kaufen. Sie sollten sich aber nur des Risikos bewusst sein, dass die Wahrscheinlichkeit das Sie zu viel Geld ausgeben oder das Sie etwas erwerben was nicht so funktioniert wie Sie es brauchen vergleichsweise hoch ist. Am Ende ist es Ihre Entscheidung es sind auch Ihre Konsequenzen.

Vergoldete Netzwerkkabel

„Gold es ist Gold“, solche Rufe stellt man sich in einem Goldrausch im Wilden Westen vor. Doch irgendwie existiert der Eindruck, dass der Ruf noch heute Gültigkeit hat. Man scheint nur irgendwie echtes Gold verbauen zu müssen und schon ist das Produkt besser, leistungsfähiger und rechtfertigt natürlich auch einen hohen Preis. Aber lohnt sich jetzt der höhere Preis für vergoldete Steckerkontakte bei Netzwerkkabeln wirklich?

Bild: sind Netzwerkkabel besser durch Gold ?
Bild: sind Netzwerkkabel besser durch Gold ?

Generell muss man sich vor Augen halten das in digitalen Netzwerken binäre Daten übertragen werden, Null und Eins. Es gibt kein besseres “Eins und noch etwas dazu”, wie bei analogen Übertragungen. Die der Datenübertragung zugrundeliegenden Standards definieren mittels technischer Eigenschaften und Beschreibungen, wie ein Netzwerkkabel für eine bestimmte Datenübertragungstechnologie beschaffen sein muss. Alle Kabel die solch einer Definition entsprechen sind am Ende für diese Technologie gleich gut. Das kann ein Netzwerkkabel aus billigstem Eisen sein, ein anderes aus purem Gold, kein Bit wird schneller oder zuverlässiger Übertragen.

Puristen mögen jetzt einwenden das vergoldete Steckerkontakte nicht korrodieren und hier Ihren Vorteil ausspielen. Ja, korrekt, für Umgebungen mit hoher Luftfeuchtigkeit oder gar noch hohem Salzgehalt in der Luft, kann man sich Gedanken machen. Doch die typische Umgebung eines Heimnetzwerkes in Deutschland ist in dieser Hinsicht kein Feuchtgebiet, auch der durchschnittliche Keller nicht.

Oder es kommt die Aussage, dass vergoldete Kontakte den Übergangswiderstand für die elektrischen Impulse verringert. Gold ist ja ein weiches Metall und kann sich somit sozusagen besser an die Kontakte der Buchse „anschmiegen“. Diese Aussage ist bedeutungslos da es nicht darauf ankommt das der Übergangswiderstand zwischen Stecker und Buchse so niedrig wie möglich ist, der Übergangswiderstand muss nur ausreichend sein. Das ist auch mit günstigeren Materialien zu erreichen.

Fazit: Vergessen Sie für die digitale Übertragung per Kabel das Wort „Gold“ und schonen Sie Ihren Geldbeutel. Wie bei der Frage nach der Schirmung ist das ausschlaggebende Kriterium die Kategorie welche ein Netzwerkkabel erfüllt.

weniger ist oft mehr, dieser Spruch hat auch im Netzwerkbereich seine Gültigkeit,

Matthias (05.09.2019)

Notiz: Ich bin immer auch ein wenig neugierig und schaue welche Artikel mit welchem Aufbau und welchem Inhalt Anklang finden, welche nicht. Dieser Artikel ist bewusst, für meine Verhältnisse, etwas reißerisch gehalten. Ich bin gespannt was Sie und Google dazu sagen.