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Bequem mit Cloud-Speichern arbeiten per WebDAV

Das Problem existiert seit es Computer gibt, wie bekomme ich meine Daten von A nach B. Lösungen für dieses Problem gibt es wie Sand am Meer. Es reicht schon ein paar wenige dieser Lösungen zu kennen, um für sich selbst die meisten konkreten Problemstellungen zu lösen. Eine wenig bekannte, aber gerade für das Arbeiten mit Cloud-Speichern, sehr hilfreiche Lösung wird Ihnen in diesem Artikel vorgestellt, WebDAV (Web-based Distributed Authoring and Versioning).

  1. Wo Ihnen WebDAV ganz praktisch helfen kann
  2. Praktisches Beispiel 1: Auf einem Windows 10 PC einen Cloud-Speicher per WebDAV einbinden
  3. Praktisches Beispiel 2: Einen Cloud-Speicher in einer Fritz!Box als Online-Speicher einbinden
  4. Weitere Anwendungsbeispiele
Bild: WebDAV ein Protokoll für die Verbindung zu Ihrem Cloud-Speicher
Bild: WebDAV ein Protokoll für die Verbindung zu Ihrem Cloud-Speicher

Wo Ihnen WebDAV ganz praktisch helfen kann

Um zu verstehen wo der Einsatz von WebDAV hilfreich ist, zuerst kurz eine Beschreibung was WebDAV ist. WebDAV ist ein standardisiertes Protokoll, um Daten über ein Netzwerk hinweg zu speichern, abzurufen oder existierende Daten zu bearbeiten. Ein Beispiel und im Fokus dieses Artikels, man kann mittels WebDAV Dateien und ganze Verzeichnisse von einem Endgerät zu einem Cloud-Speicher übertragen.

Das wirklich praktische ist, dass WebDAV standardisiert ist (RFC 4918, Quelle 1). Die Übertragung der Daten ist somit unabhängig von der Art des Gerätes oder von einem Hersteller. Eine Voraussetzung natürlich, dass WebDAV-Protokoll als solches muss unterstützt werden.

Ferner arbeitet WebDAV nach dem Client-Server Prinzip. Üblicherweise agiert dabei Ihr PC, Smartphone oder Tablet als Client und ein Cloud-Speicher als Server.

WebDAV selbst setzt auf dem HTTPs-Protokoll auf. Der Vorteil dabei, die große Verbreitung und kontinuierliche Weiterentwicklung von HTTPs. Des Weiteren verursacht die Übertragung von HTTPs fast nie Probleme in Firewalls oder Filtern, da der Datenverkehr von HTTPs so gut wie immer sichergestellt ist. Mittels HTTPs werden Daten verschlüsselt übertragen. Dies alles sorgt dafür, dass die Übertragung von Daten über WebDAV zuverlässig und sicher erfolgt.

Damit wird aber auch ein Nachteil von WebDAV sichtbar. Um selbst WebDAV als Server zu betreiben, z.B. auf dem eigenen PC, braucht man die wesentlichen Bestandteile eines Web-Servers. Das ist durchaus machbar, die Hürde ist für den normalen Anwender aber meist dann doch zu hoch. Netzwerkspeicher für den Privatgebrauch hingegen verfügen in der Regel über einen integrierten Web-Server und können relativ einfach als WebDAV-Server dienen.

Notiz: Über einen Netzwerkspeicher oder fertige Software für einen Cloud-Speicher z.B. Nextcloud auf einem Raspberry-Pi, können Sie auch Ihren eigenen Cloud-Speicher zu Hause betreiben. Der große Vorteil, Sie haben die Kontrolle über Ihre Daten. Der Nachteil es kostet etwas Zeit und Aufwand.

Die Verfügbarkeit von WebDAV-Clients ist hingegen kein Problem. WebDAV als Client ist entweder direkt in den gängigen Betriebssystemen integriert oder es stehen Programme dafür zur Verfügung.

Dem ein oder anderen wird bei dem bislang geschriebenen spontan das Schlagwort „FTP” in den Sinn kommen. FTP steht dabei für File-Transfer-Protocol und ist ein Protokoll dediziert für die Übertragung von Dateien über Netzwerke. Klingt also als würde man WebDAV eigentlich nicht brauchen.

Doch es gibt Unterschiede:

Moderne Cloud-Speicher wie Nextcloud, oneDrive oder GoogleDrive bieten nicht die Übertragung von Dateien per FTP an, sondern in der Regel über den Webbrowser, proprietäre Client-Programme und eben WebDAV.

Das WebDAV-Protokoll hat Funktionen integriert, um Daten auf einem externen Speicher direkt öffnen, bearbeiten und speichern zu können. Das beinhaltet Funktionen um zu verhindern, dass es zu Konflikten durch die gleichzeitige Bearbeitung von Daten kommt. Damit eignet sich WebDAV deutlich besser für die Bearbeitung von Daten durch mehrere Personen über ein Netzwerk (Cloud).

WebDAV ist nicht nur spezifisch für die Übertragung von Dateien ausgelegt, sondern ganz allgemein von Daten. Das erlaubt weitere Einsatzzwecke, mehr dazu im Abschnitt über „weitere Anwendungsbeispiele”.

Notiz: Die Unterstützung und Weiterentwicklung für FTP ist auf dem Rückzug. So unterstützen Webbrowser wie Chrome oder Firefox nicht mehr direkt FTP (Quelle 2).

Praktisches Beispiel 1: Auf einem Windows 10 PC einen Cloud-Speicher per WebDAV einbinden

Unter Windows 10 können Sie sehr einfach einen Cloud-Speicher per WebDAV einbinden. Durch die Integration in den Windows-Explorer können Sie dann sehr bequem auf Ihrem Cloud-Speicher Dateien speichern, abrufen oder direkt bearbeiten. Im folgenden dient als Beispiel „Nextcloud”. Das Prinzip funktioniert aber für jeden Cloud-Speicher welcher WebDAV unterstützt, so z.B. oneDrive, dropbox oder die MagentaCloud der Telekom.

  1. Öffnen Sie als erstes den Window-Explorer, z.B. indem Sie die „Windows” und die „E” Taste gleichzeitig drücken.

  2. Jetzt mit einem Rechtsklick in der linken Spalte auf „Dieser PC” das Kontextmenü öffnen und dort „Netzwerkadresse hinzufügen” wählen (siehe Screenshot 1).

  3. Jetzt startet ein kurzer Assistent welcher durch den weiteren Prozess leitet. Hier im zweiten Fenster den Punkt „eine benutzerdefinierte Netzwerkadresse auswählen” anklicken, anschließend auf „weiter”.

  4. Jetzt muss man die WebDAV Adresse seines Cloud-Speichers eingeben (siehe Screenshot 2). Achtung: Andere Cloud-Speicher als Nextcloud, müssen Sie auch anders adressieren. Die exakte Adresse kann man in der Regel leicht herausfinden, wenn man den Namen des Cloud-Speicherdienstes und „WebDAV” als Schlagworte in einer Websuchmaschine verwendet.

  5. Kann sich Windows 10 verbinden, dann folgt noch eine Abfrage Ihres Benutzernamens und Ihres Passwortes für den adressierten Cloud-Speicherdienst

  6. Im folgenden Fenster kann man noch einen beliebigen Namen vergeben, unter welchem der gerade verbundene Cloud-Speicher im Window-Explorer erscheinen soll. (siehe Screenshot 3).

  7. Im abschließenden Fenster nur noch einmal auf „Fertig stellen” klicken, dass war es.

Sie können nun im Windows-Explorer unter „Dieser PC” und dem von Ihnen vergebenen Namen, den gerade verbundenen Cloud-Speicher finden.

Notiz: Möchten Sie den Cloud-Speicher wieder aus dem Windows-Explorer entfernen, dann klicken Sie einfach mit der rechten Maustaste auf den für den Cloud-Speicher vergebenen Namen. Wählen Sie jetzt den Punkt „löschen”. Sie löschen damit nicht die Daten auf Ihrem Cloud-Speicher, sondern nur die Verknüpfung dorthin.

Screenshot 1: Windows 10, Cloud-Speicher per WebDAV, Netzwerkadresse hinzufügen
Screenshot 1: Windows 10, Cloud-Speicher per WebDAV, Netzwerkadresse hinzufügen
Screenshot 2: Windows 10, Cloud-Speicher per WebDAV, Netzwerkadresse eingeben
Screenshot 2: Windows 10, Cloud-Speicher per WebDAV, Netzwerkadresse eingeben
Screenshot 3: Windows 10, Cloud-Speicher per WebDAV, Namen vergeben
Screenshot 3: Windows 10, Cloud-Speicher per WebDAV, Namen vergeben

Praktisches Beispiel 2: Einen Cloud-Speicher in einer Fritz!Box als Online-Speicher einbinden

Auch eine Fritz!Box hat die Unterstützung von WebDAV integriert. Allerdings nicht um sich mit einem PC zu der Netzwerkspeicherfunktion (NAS) Ihrer Fritz!Box zu verbinden, sondern um sich mit der Fritz!Box zu einem externen Cloud-Speicher zu verbinden. Hat man sich einmal verbunden, dann synchronisiert die Fritz!Box ständig den lokalen Datenbestand auf dem integrierten Netzwerkspeicher, mit dem Datenbestand des Cloud-Speichers.

Damit kann Ihre Fritz!Box als performanter Zwischenspeicher dienen, um z.B. Backup-Daten in einen Cloud-Speicher zu übertragen. Das Konzept ist dabei einfach. Sie speichern eine Datei auf dem Netzwerkspeicher Ihrer Fritz!Box. Die Datenübertragung geschieht lokal und ist entsprechend schnell. Danach kümmert sich die Fritz!Box darum diese Datei im Hintergrund auf Ihren Cloud-Speicher zu übertragen. Sie selbst können in der Zeit besseres tun.

Oder Sie sind im Urlaub und möchten schon einmal ein paar Fotos nach Hause übertragen. Dann können Sie die Fotos mit Ihrem Smartphone, Tablet oder Notebook in Ihrem Cloud-Speicher ablegen. Während Sie weitere Ausflüge unternehmen, gleicht die Fritz!Box automatisch den lokalen Datenbestand mit dem Cloud-Speicher ab. Kommen Sie nach Hause, dann stehen die Fotos schon lokal zur Verfügung und müssen nicht zeitraubend von Ihrem Cloud-Speicherdienst heruntergeladen werden.

Voraussetzung für die Einbindung eines Cloud-Speichers in einer Fritz!Box ist, dass Sie Ihrer Fritz!Box ausreichend Speicherkapazität zur Verfügung stellen indem Sie einen USB-Datenträger (Festplatte oder Stick) anschließen. Ferner müssen Sie den USB-Datenträger in die Netzwerkspeicherfunktion Ihrer Fritz!Box integrieren.

  1. Verbinden Sie sich mit einem Webbrowser zu Ihrer Fritz!Box und melden Sie sich auf der Bedienoberfläche an.

  2. Wählen Sie den Bereich Heimnetz und dort USB/Speicher. Scrollen Sie dort bis zu dem Bereich „Online-Speicher Einstellungen”.
  3. Markieren Sie die Checkbox „Online-Speicher aktiv”.

  4. Die Fritz!Box bietet schon eine Vorauswahl von populären Cloud-Speicherdiensten in Deutschland an. Sind Sie dort Kunde, dann können Sie Ihren Cloud-Speicherdienst direkt wählen und müssen nur noch Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort eingeben. Alle anderen wählen „Anderer Anbieter”. Jetzt müssen Sie zusätzlich noch die WebDAV-Adresse Ihres Cloud-Speichers angeben.

  5. Klicken Sie abschließend auf „Übernehmen”. Die Fritz!Box bindet jetzt Ihren Cloud-Speicher als Online-Speicher ein.

Screenshot: Fritz!Box, Netzwerkspeicher per WebDAV als Online-Speicher einrichten
Screenshot: Fritz!Box, Netzwerkspeicher per WebDAV als Online-Speicher einrichten

Notiz: Noch komfortabler wird das Arbeiten mit Ihrem Cloud-Speicher und Ihrer Fritz!Box, wenn Sie Ihre Fritz!Box als Netzwerklaufwerk unter Windows einbinden. Hier ein Link auf eine Beschreibung wie Sie das bewerkstelligen können.

Weitere Anwendungsbeispiele

Es wurde im ersten Abschnitt erwähnt, dass sich WebDAV ganz allgemein dafür eignet Daten zu übertragen und über ein Netzwerk hinweg zu bearbeiten. Damit eignet sich WebDAV nicht nur für die Übertragung von Dateien.

Zwei weitere sehr populäre Anwendungen sind die Übertragung von Kalenderdaten und von Kontaktdaten. Für jeden dieser Anwendungszwecke wurde WebDAV etwas erweitert und die entsprechenden Schnittstellen nennen sich CalDAV, respektive CardDAV.

Dadurch das, wie das zugrunde liegende WebDAV, CalDAV und CardDAV standardisiert und offen sind, kann man jetzt Kalenderdaten und Kontaktdaten zwischen verschiedenen Geräten und Diensten übertragen. Sehr hilfreich wird das, wenn man mittels eines Cloud-Speichers seine Kalender- und Kontaktdaten automatisch zwischen all seinen Geräten abgleicht. Man trägt einen neuen Termin auf einem PC ein, dann sieht man diesen automatisch auch auf seinem Smartphone, Tablet und anderen PCs. Dabei müssen nicht alle Geräte vom gleichen Hersteller wie z.B. Apple sein, sondern das Tablet kann ein iPad sein, der PC mit Windows 10 laufen und das Smartphone basiert auf Android.

Notiz: Die Adressbuchfunktion Ihrer Fritz!Box bietet CardDAV als Schnittstelle an. Darüber können Sie sehr einfach das Adressbuch Ihrer Fritz!Buch mit Ihren anderweitig gespeicherten Kontaktdaten versorgen.

Fazit

WebDAV, CalDAV und CardDAV zu kennen ist enorm hilfreich, um Cloud-Speicher effizient zu nutzen. Gerade die Möglichkeit seine persönlichen Dateien, Kontakte und Kalenderdaten nur einmal pflegen zu müssen, aber auf allen Geräten zur Verfügung zu haben ist sehr bequem und interessant. Das ganze ohne für immer an einen Hersteller oder ein Betriebssystem gebunden zu sein. Aber es muss nicht gleich ganz so umfassend sein. Auch schon für das einmalige Übertragen von Daten, ist es sehr nützlich diese Protokolle zu kennen, denn sie können genau die Lösung sein, nach welcher Sie gesucht haben.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim entdecken neuer Möglichkeiten,

Matthias (05.08.2021)

Quelle [1]: https://datatracker.ietf.org/doc/rfc4918/
Quelle [2]: https://blog.mozilla.org/security/2021/07/20/stopping-ftp-support-in-firefox-90/