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Tracking von Ihrem Heim-WLAN

Vieles ist sehr plausibel, wenn es einem erst einmal bewusst wird. So auch, dass die WLAN Netzwerke der Welt systematisch erfasst, ausgewertet und die Daten kommerziell genutzt werden. Das ermöglicht Dienste, wie Ortungsdienste (sogenanntes Location-Tracking), welche für einen selbst nützlich sein können. Man braucht aber nicht all zuviel Phantasie um sich vorzustellen, dass die enthaltenen Informationen persönliches preisgeben und sogar unlauteren Zwecken dienen könnten. Dieser Artikel gibt Ihnen Informationen, wie das Tracking von WLAN Netzwerken funktioniert, welche potentiell interessanten Informationen ein WLAN Netzwerk in die Öffentlichkeit sendet und was Sie selbst tun können, wenn Sie sich schützen möchten.

  1. Wie funktioniert die Erfassung von WLAN Netzwerken?
  2. Welche Informationen enthalten die Beacons meines WLAN?
  3. Wofür kann man diese Informationen benutzen?
  4. Wie können Sie sich gegen die Erfassung Ihres WLANs schützen?
  5. Wie realistisch ist die Ausnutzung meiner Daten?

Wie funktioniert die Erfassung von WLAN Netzwerken?

Um zu verstehen wie das Tracking von WLAN Netzwerken funktioniert, muss man Wissen, dass jedes WLAN in regelmäßigen Abständen seine Präsenz kundtut. Das Funktioniert über das Senden von sogenannten „Beacons“. Diese „Beacons“ beinhalten grundlegende Informationen über ein WLAN. Sinn und Zweck der „Beacons“ ist es WLAN-Clients in die Lage zu versetzen sich mit einem WLAN zu verbinden. Kurz, ohne „Beacons“ kein WLAN.

Jetzt mag der ein oder andere sagen „ha, aber ich habe mein WLAN versteckt“. Doch mit dem verstecken eines WLAN wird nur der Name des WLAN (SSID) ausgeblendet, Beacons werden weiterhin gesendet.

Um nun systematisch und strukturiert existierende WLANs zu erfassen, muss man nur mit dem Auto durch die Straßen fahren und die, durch die „Beacons“, erhaltenen Informationen aufzeichnen. Das wird von größeren Unternehmen praktiziert. Gerade wenn die Autos für z.B. Google Streetview eh unterwegs sind, ist es ein leichtes die Daten über die WLAN Netzwerke mit zu erfassen. Es gibt aber auch Projekte (z.B. Mozilla Location Services) wo jedermann mit einem Laptop/Smartphone durch die Straßen wandeln kann, WLANs aufzeichnet und die Daten dann an eine zentrale Datenbank überträgt.

Welche Informationen enthalten die „Beacons“ meines WLAN?

„Beacons“ enthalten eine Menge Informationen, im folgenden eine Liste der Interessantesten.

Notiz: Für Interessierte und technisch Versierte. Die in den Quellen gelistete Webseite „802.11 Beacon Frame“ schlüsselt die in einem Beacon enthaltenen Informationen detailliert auf (Quelle: 802.11 Beacon Frame).

Wofür kann man diese Informationen benutzen?

Gesichert ist, dass die Daten über existierende WLAN-Netzwerke der Standortbestimmung dienen (Quelle: Mozilla Location Services). Kennt man den Standort eines WLAN, ist es nur logisch, dass man auch den Standort von einem Smartphone kennt, welches sich im Empfangsbereich dieses WLANs befindet. Befindet man sich im Empfangsbereich mehrerer WLAN Netzwerke, dann kann man durch Triangulation die Positionsbestimmung noch bedeutend verbessern. Sie können selbst solch einen Dienst nutzen, um z.B. mithilfe Ihres Smartphones Ihre täglichen Wege aufzuzeichnen.

Notiz: Interessant ist, dass sich auch Möglichkeiten ergeben, an die man erst einmal gar nicht denkt. So wurde nachgewiesen, dass es möglich ist über eine Sicherheitslücke in WLAN-Clients, den Standort dieser WLAN-Clients in Erfahrung zu bringen (Quelle: Google to Fix Location Data Leak in Google Home, Chromecast). Die WLAN-Clients müssen ja nur die Daten über das WLAN preisgeben mit welchem Sie verbunden sind. Das WLAN selbst ist ja schon erfasst und bekannt. Damit werden die Erkenntnisse über Ihr WLAN Netzwerk noch dichter und damit letztlich auch über Sie selbst.

Der WLAN-Name, die MAC-Adresse und die WLAN Eigenschaften können dazu dienen Rückschlüsse auf die statistische Zusammensetzung der Bevölkerung eines Stadtviertels zu ziehen. Werden mehrheitlich eher günstige oder teure Internet-Router genutzt? Sind die Internet-Router eher alt oder neu? Wie viele WLANs tragen _optout, _nomap in Ihrem Namen? Wurden die Namen der WLANs überhaupt von der Werkseinstellung geändert? Ich denke schon, dass man solche Informationen, zusammen mit vielen anderen, als Faktor für die Einstufung z.B. der Kreditwürdigkeit nutzen könnte. Rückschlüsse auf den Bildungsgrad, Alterszusammensetzung und anderes sind ebenfalls denkbar.

Da man ein WLAN-Netzwerk und dessen Standort über Adresslisten gut einer Person zuordnen kann, könnte man in der Theorie mit den Daten über Ihr WLAN auch ein persönliches Profil ergänzen. Wohnungen mit brand aktuellen, teuren Geräten könnten attraktiver für Einbrüche sein, als solche mit veralteten Geräten. Authentische Informationen machen es Trickbetrügern einfacher, dass Ihre Geschichten z.B. Pishing-Mails glaubhafter wirken. Sicherheitsbehörden könnten ebenfalls Ihre Freude an den Informationen haben, um Profile von Personen zu ergänzen.

Belege dass die Daten von WLAN-Netzwerken, zum Erstellen eines gesellschaftlichen oder persönlichen Profils, genutzt werden kann ich nicht nennen. Das unerlaubte Erheben und Speichern von personenbezogenen Daten ist illegal und von daher gehe ich davon aus, dass das Erstellen eines persönlichen Profils im geschäftlichen Rahmen nicht vorkommt. Das Erfassen von WLAN-Netzwerkdaten ist aber einfach. Eine Auswertung und Verknüpfung der Daten kann automatisiert werden. Damit liegen gute Voraussetzungen vor, dass solche Daten aufgezeichnet und für diverse Zwecke genutzt werden können.

Wie können Sie sich gegen die Erfassung Ihres WLANs schützen?

Im folgenden drei Methoden, wie Sie die Erfassung Ihres WLAN unterbinden oder wenigstens erschweren können. Im Anschluss an diesen Artikel finden Sie eine detaillierte Beschreibung, wie Sie diese Einstellungen mit einer Fritz!Box vornehmen können.

Einige Unternehmen und Projekte haben sich verpflichtet keine WLANs zu erfassen, wenn diese ein bestimmtes Kürzel im Namen tragen. So zeichnet z.B. Google keine WLANs auf, wenn diese „_optout“ im Namen tragen. Andere halten Abstand, wenn „_nomap“ im WLAN-Namen erkannt wird (Quelle: Wikipedia: WLAN basierte Ortung).

Notiz: Wie schon erwähnt ermöglicht die Verwendung dieser Kürzel aber auch Rückschlüsse auf Ihre Persönlichkeit. Wie viel Bekannte oder Nachbarn haben Sie, welche solche Kürzel verwenden? Was unterscheidet Sie in dieser Hinsicht von Ihren Bekannten oder Nachbarn?

Ein WLAN welches nicht eingeschaltet ist, überträgt keine Informationen. Ebenfalls gut, es verbraucht auch keine Energie. Moderne Internet-Router bieten eine Einstellmöglichkeit, um ein WLAN Zeitgesteuert ein- und auszuschalten. Sie schlafen nachts und sind Werktags tagsüber nicht zu Hause, dann aktivieren Sie Ihr WLAN doch nur wenn Sie auch daheim sind. Bei manchen Internet-Routern kann man das WLAN auch bequem per Knopfdruck ein- und ausschalten. Das ist dann eine Option, wenn Sie das WLAN eher selten verwenden und es somit kaum Umstand bereitet, erst einmal vor Gebrauch das WLAN zu aktivieren.

Die beste Methode kann es sein, die Sendesignalstärke Ihres WLAN zu verringern. Durch eine geringere Sendesignalstärke verringert sich die Flächenabdeckung Ihres WLAN. Ist die Sendesignalstärke so eingestellt, dass Sie selbst in Ihrem Heim noch guten Empfang haben, aber außerhalb auf der Straße nichts mehr zu empfangen ist, dann nimmt auch kein Externer von Ihrem WLAN Kenntnis. Nachteil dieser Methode ist es, dass die Reduktion der Sendesignalstärke dazu führen kann, dass Sie in manchen Räumen Ihres Heims, eben keinen aktzeptablen WLAN Empfang mehr haben. Somit ist es nur eine schöne Methode wenn Sie Ihr WLAN lokal begrenzt verwenden oder Sie auch mit niedrigeren WLAN Datenraten zufrieden sind. Meine Empfehlung probieren Sie es einfach aus. Fangen Sie mit einer niedrigen Sendesignalstärke an und beobachten Sie ob im Alltag Beeinträchtigungen vorkommen. Wenn nein, wunderbar und wie beim Ausschalten eines WLANs sparen Sie nebenbei ein wenig Energie und damit Geld.

Wie realistisch ist die Ausnutzung meiner Daten?

Ich persönlich denke, dass es Naiv ist zu glauben, dass wenn Daten verfügbar sind, diese nicht auch für diverse Zwecke genutzt werden. Das muss nicht immer per se schlecht sein. Letztlich hängt es von vielen Faktoren ab, ob die Verwendung solcher Daten der Gesellschaft als ganzes, bzw. dem Einzelnen nützen oder schaden. Das Wissen über das Sammeln und das Verwenden von Daten als solches, sollte aber verfügbar sein. Nur so kann jeder seine Entscheidungen treffen. Hier möchte dieser Artikel helfen.

Damit Sie Ihr WLAN und seine Daten besser im Griff haben,

Matthias (21.06.2018)

Quellen:


Anleitung: WLAN-Tracking per Einstellungen in einer Fritz!Box erschweren

Startpunkt aller folgenden Beschreibungen ist die Web-Bedienoberfläche einer Fritz!Box. Verbinden Sie sich mit einem Webbrowser zu Ihrer Fritz!Box und melden Sie sich mit Ihrem Benutzernamen/Passwort an.

Ferner sollte die erweiterte Ansicht in Ihrer Fritz!Box aktiviert sein. Diese Option finden Sie, wenn Sie auf die drei Punkte rechts oben in der Fritz!Box Bedienoberfläche klicken.

Den Namen eines WLAN ändern

Selektieren Sie links „WLAN“ und dann „Funknetz“. In dem Bereich „Funknetz“ finden Sie die Einstellung für den „Namen des WLAN-Funknetzes (SSID)“. Ergänzen Sie hier den Namen um „_optout“ und „_nomap“ und aktivieren Sie die Einstellung mit einem Klick auf „Übernehmen“.

Bild: Fritz!Box WLAN Namen ändern
Bild: Fritz!Box WLAN Namen ändern

Ein WLAN zeitgesteuert ein- und ausschalten

Selektieren Sie links „WLAN“ und dann „Zeitschaltung“. Jetzt können Sie einfach einen Zeitbereich angeben, in welchem Ihr WLAN täglich ausgeschaltet sein soll. Alternativ können Sie einen detaillierten „Zeitplan“ erstellen, wann Ihr WLAN ein- oder ausgeschaltet sein soll. Die Option „Das WLAN-Funknetz wird erst abgeschaltet, wenn kein WLAN-Gerät mehr aktiv ist.“ ist nützlich, um zu verhindern, dass Sie unversehens vom WLAN getrennt werden, wenn es doch einmal später wird. Haben Sie aber WLAN Geräte, welche ständig aktiv sind, dann sollten Sie diese Option deaktivieren, da sich Ihr WLAN sonst nie ausschaltet.

Bild: Fritz!Box WLAN zeitsteuern
Bild: Fritz!Box WLAN zeitsteuern

Die Sendesignalstärke eines WLAN reduzieren

Selektieren Sie links „WLAN“ und dann „Funkkanal“. In dem Bereich „Funkkanal-Einstellungen“, klicken Sie auf „weitere Einstellungen“. Nun wird die Einstellung „Maximale Sendeleistung“ sichtbar. Fangen Sie hier einfach mit dem niedrigst möglichen Wert an und beobachten Sie ob Ihr WLAN für Sie noch gut funktioniert. Wenn nein, dann nehmen Sie den nächst höheren Wert usw. Wer es genauer wissen möchte kann mit jeder Einstellung der Sendeleistung eine „Heatmap“ des WLAN-Netzwerkes anfertigen. Für die meisten geht das aber zu weit und ein einfacher Praxistest reicht zur genüge.

Bild: Fritz!Box WLAN Sendeleistung reduzieren
Bild: Fritz!Box WLAN Sendeleistung reduzieren