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Netzwerkprobleme finden mit einem Linux-Live-System

Webseiten öffnen sich unerträglich langsam, manche Webseiten gar nicht, es gibt Unterbrechungen in der Netzwerkverbindung, der Downloadspeed ist unerwartet niedrig, solche und andere Probleme kommen im Alltag häufiger vor und die Frage nach der Ursache wird entsprechend oft gestellt. Ist der Internet-Router, der Internetanbieter, das WLAN, die Hardware oder die Software des PC der Schuldige? Direkt kann man solch eine Frage selten beantworten, man kann nur versuchen die Fehlerursache einzugrenzen.

So ist Windows 10, bzw. ein Netzwerk-Treiber, eine Security-Suite, eine Personal-Firewall, also die Software auf dem eigenen PC oft für Probleme verantwortlich. Die einfachste Methode um herauszufinden ob dem wirklich so ist, ist es, einfach mal den PC mit einem Linux-Betriebssystem zu starten und zu schauen ob die gleichen Probleme damit weiterhin bestehen. Wenn Linux zur Zufriedenheit funktioniert, dann liegt es nahe das etwas mit der Windows-Installation nicht stimmt.

Das schöne ist jetzt, mit einem Linux-Live-System können Sie auf einfache Art und Weise Ihren PC mit Linux starten, ohne das es einen Einfluss auf Ihre Windows-Installation hat. Ferner ist das Erstellen eines Linux-Live-Systems kostenlos. Sie benötigen nur einen USB-Stick mit 16GB oder mehr Speicherkapazität. Die Erzeugung eines bootbaren Linux-Live USB-Sticks ist auch noch simpel, Sie müssen kein Computer-Experte sein.

Dieser Artikel beschreibt wie Sie sich selbst einen USB-Stick mit bootbarem Linux-Betriebssystem erstellen, Ihren Computer damit starten und einfache Tests zur Netzwerkanalyse damit durchführen können.

Bild: Tux jagt Netzwerkbug
Bild: Tux jagt Netzwerkbug

Notiz: Viele winken bei der Erwähnung von Linux schon ab, zu kompliziert war die Anwendung, zu oft gab es Probleme. Im großen und ganzen gehört das aber inzwischen der Vergangenheit an. Die meisten Linux-Distributionen bieten eine grafische Oberfläche, welche sich ähnlich verwenden lässt wie Windows. Auch die Unterstützung von verschiedenster PC-Hardware hat sich stetig verbessert und ein aktuelles Linux funktioniert in der Regel zuverlässig. Nur auf neuesten PCs, mit allerneuester Hardware kommt es immer wieder zu Problemen, da die Treiberentwicklung und -integration häufiger für Linux etwas mehr Zeit braucht. Da die Verwendung eines Linux-Live-System nichts kostet und extrem hilfreich sein kann, ist aber der Leitsatz “versuchen Sie es einfach”.

Was ist ein Linux-Live-System?

Unter einem Linux-Live-System wird ein Linux-Betriebssystem verstanden, welches von einem anderen Datenträger gestartet werden kann als dem schon auf dem PC vorhandenen Standard-Datenträger (SSD oder Festplatte). Dabei verändert das Linux-Betriebssystem nicht die vorhandene primäre Betriebssysteminstallation. Besonders portabel und einfach handzuhaben sind dabei USB-Sticks oder USB-Festplatten.

Durch die Unabhängigkeit von dem üblichen Betriebssystem ergeben sich eine Reihe interessanter Anwendungsmöglichkeiten. Im folgenden nur ein paar Beispiele:

So groß die Zahl verschiedener Linux-Varianten, sogenannter Linux-Distributionen, so mannigfaltig die möglichen Linux-Live-Systeme. Im folgenden Abschnitt wird die Erzeugung eines Linux-Live-Systems anhand eines konkreten Beispiels beschrieben.

Einen USB-Stick mit Linux-Live-System erzeugen

Der einfachste Weg um Linux von einem USB-Stick starten zu können ist die „LinuxLive-USB-Creator“ Software. Diese Software ist exakt auf diesen Anwendungsfall spezialisiert, frei verfügbar und quelloffen. Letzteres sorgt für ein gerütteltes Maß an Sicherheit, damit sich kein Schädling auf Umwegen bei Ihnen einnistet.

Als Betriebssystem-Distribution selbst wird hier auf Ubuntu, bzw. Lubuntu einer Variante von Ubuntu gesetzt. Der Grund ist schlicht, das Ubuntu an sich und auch die verfügbaren Anwendungen sehr aktuell gehalten werden. Während viele Linux-Distributionen mit der Zeit kommen und gehen, hat sich Ubuntu gehalten und wird es aller Voraussicht nach auch weiterhin tun. Durch die weite Verbreitung läuft Ubuntu stabil und kompatibel mit der Mehrzahl der PCs. Lubuntu selbst ist eine schlanke Variante von Ubuntu, mit weniger vorinstallierter Software und weniger aufwendiger grafischer Oberfläche. Dafür benötigt es vergleichsweise wenig Speicherplatz auf einem USB-Datenträger und auch sonst weniger Computerleistung. Für die einfachen Netzwerktests reicht die Ausstattung aber allemal. Ferner spart ein schlankes System Zeit beim starten des PCs von einem USB-Datenträger.

Laden Sie sich die LinuxLive-USB-Creator Software herunter (Quelle 1). Empfehlenswert ist die portable Version. Das entpacken der „.zip“ Datei funktioniert in dem Sie auf die heruntergeladene Datei mit der rechten Maustaste klicken. Dann „Alle extrahieren …“ wählen und den Speicherort Ihrer Wahl angeben. Jetzt nur noch die Anwendung starten, dafür klicken Sie mit rechts auf „LiLi USB Creator.exe“ und dann „als Administrator ausführen“ wählen.

Notiz: Portable Anwendungen haben den Charme das diese nicht fest unter Windows installiert werden. Ihr Windows bleibt schlanker, Sie können portable Anwendungen direkt ohne deinstallation löschen, indem Sie die Dateien löschen. Des Weiteren können Sie portable Anwendungen einfach auf einem USB-Stick speichern. Dieser kann dann einfach und direkt mitgenommen. Die auf dem USB-Stick gespeicherten Anwendungen können auf jedwedem Windows-PC ausgeführt werden.

Sie sollten jetzt die Oberfläche der LinuxLive-USB-Creator Software sehen.

  1. Wählen Sie den USB-Datenträger auf welchem Sie das Linux-Live-System installieren möchten.
  2. Laden Sie Lubuntu als ISO-Datei herunter (Quelle 2). Geben Sie die heruntergeladene ISO-Datei als Quelle an.
  3. Belassen Sie die Persistenz-Einstellung bei 0 MB. Das bedeutet es findet keine dauerhafte Speicherung von Daten auf dem USB-Stick nach start des Linux-Betriebssystems statt. Für ein reines Testsystem ist das ausreichend.
  4. Wählen Sie unter Optionen das verstecken der angelegten Dateien und das Formatieren des USB-Datenträgers mit FAT32. Entfernen Sie den LinuxLive-start von Windows aus.
  5. Klicken Sie auf das Blitz-Symbol, um das Erstellen des Linux-Live-Systems auf dem USB-Datenträger zu starten. Beachten Sie das alle evtl. noch vorhandenen Daten auf dem USB-Stick gelöscht werden.

Trinken Sie eine Tasse Kaffee, die Erstellung wird ein paar Minuten dauern. Die LinuxLive-USB-Creator Software wird Sie informieren, wenn der Vorgang abgeschlossen ist.

Bild: Konfiguration LinuxLive-USB-Creator
Bild: Konfiguration LinuxLive-USB-Creator

Notiz: In diesem Artikel wird Lubuntu verwendet. Wie erwähnt gibt es aber viele verschiedene Linux-Distributionen. Wer einfach schauen mag ob Linux vielleicht als Standardumgebung für seine Zwecke reicht, der kann mal Ubuntu oder Linux-Mint auf einem USB-Stick installieren. Wer einen Antivirenscaner sucht, wird bei Desinfect fündig (siehe Zeitschrift C’t). Mit tieferen Netzwerkkenntnissen wird Kali-Linux interessant. Das ist eine Linux-Variante mit vielen Anwendungen um eine Netzwerkumgebung in der Tiefe zu analysieren. Sehr schick vom Design ist elementary-OS.

Einen PC mit einem Linux-Live-System starten

Starten Sie Ihren PC jetzt neu. Der USB-Datenträger sollte weiterhin an Ihrem PC angeschlossen sein. Falls Ihr PC von einem USB-Datenträger starten kann, dann wird jetzt direkt das Linux-Live-System gestartet. Wenn Ihr PC mit Windows hochfährt, dann müssen Sie noch Einstellungen im BIOS/UEFI Ihres PCs ändern.

In das BIOS bzw. UEFI gelangen Sie üblicherweise indem Sie während des Starts die Taste F2, F10 oder entf drücken. Welche Taste das genau ist, ist von PC zu PC unterschiedlich. In der Regel wird ganz kurz beim starten ein Hinweis auf dem Bildschirm ausgegeben mit welcher Taste Sie in das BIOS/UEFI gelangen. Wenn nicht, müssen Sie die Dokumentation zu Ihrem PC konsultieren. Der eine oder andere PC-Hersteller liefert auch ein kleines Windows-Programm, mit welchem Sie Ihren PC informieren doch bitte neu zu starten und dann direkt die BIOS/UEFI-Oberfläche zu öffnen.

Im BIOS/UEFI müssen Sie die möglichen Quellen für das booten Ihres PCs ändern. Stellen Sie ein das Ihr PC von einem USB-Datenträger booten darf. Ferner das wenn vorhanden, Ihr PC vorrangig von einem solchen USB-Datenträger bootet. Speichern Sie die Einstellungen und starten Sie Ihren PC erneut.

Ist alles korrekt eingestellt, dann startet Ihr PC jetzt das Linux-Live-System. Das wird etwas länger dauern als das booten vom Standard-Datenträger, da das Lesen von USB meist etwas langsamer ist. Nach ca. einer Minute sollten Sie aber die Oberfläche von Lubuntu sehen. Sie können jetzt mit einer einfachen Netzwerkanalyse starten.

Notiz: Während des Starts vom USB-Sticks werden Ihnen für ein paar Sekunden Startoptionen angezeigt. Im Regelfall müssen Sie hier nichts weiter machen und können einfach warten bis Lubuntu gestartet wird. Bleibt Ihr Bildschirm dann aber schwarz, dann können Sie in einem zweiten Versuch die Option „Start Lubuntu (safe graphics)“ wählen. Damit wird ein Anzeigemodus gewählt welcher kompatibler ist, aber von der Darstellung schlechter.

Die Netzwerkanalyse mit einem Linux-Live-System

Wie Eingangs erwähnt liegt die eigentlich Stärke von dem Linux-Betriebssystem darin das es kein Windows ist. Das klingt vielleicht erst einmal schräg, doch allein die Tatsache das es sich um ein anderes System handelt hilft Ihnen herauszufinden ob die Ursache von einem Problem unter Windows zu suchen ist oder eher in Ihrem Netzwerk, Internetzugang oder der Hardware Ihres Computers.

Sprich alleine die Tatsache ob Sie mit Ihrem Linux-Live-System eine Internetverbindung haben sagt eine Menge aus. Haben Sie jetzt eine Internetverbindung aber hatten keine unter Windows, dann sollten Sie ganz explizit den Fehler unter Windows suchen und können andere Ursachen erst einmal beiseite schieben. Im Prinzip gilt diese Aussage immer, wenn das unter Windows festgestellte Problem sich nicht mit dem Linux-Live-System materalisiert.

Folgend eine Reihe einfacher Tests, welche Ihnen mit dem Linux-Live-System direkt zur Verfügung stehen

Verbindungsstatus

Wie Windows zeigt Ihnen Lubuntu mit einem Symbol in der Taskleiste unten rechts den Status Ihrer Netzwerkverbindung an. Mit einem rechtsklick auf das Symbol bekommen Sie eine Reihe von weiteren Option und können sich z.B. mit „Verbindungsinformationen“ die Details Ihrer Netzwerkverbindung anzeigen lassen.

Speedtest

Sie können den integrierten Firefox-Browser starten und einen Speedtest Ihrer Wahl im Internet aufrufen, z.B. „speedtest.net“. Ist die ermittelte Geschwindigkeit deutlich höher als mit Windows, dann bremst Software unter Windows Ihre Netzwerkverbindungen aus. Aktualisieren Sie Ihre Treiber für die Netzwerk-Hardware, deinstallieren Sie Security-Suites, Antiviren-Software, Personal-Firewalls, Download-Beschleuniger, … .

Verbindungstest

Verbindungen innerhalb Ihres eigenen lokalen Netzwerks, aber auch in das Internet, können Sie unkompliziert per Ping durchführen. Öffnen Sie dazu ein Kommandozeilenfenster. Klicken Sie dazu unten ganz links auf das Lubuntu-Symbol, im öffnenden Menü dann auf „Systemwerkzeuge“ und dann final auf „Qterminal“. Im Kommandozeilenfenster jetzt einfach „ping <w.x.y.z> -c“ eingeben. <w.x.y.z> steht dabei für die IP-Adresse des Ziels zu dem die Verbindung getestet werden soll, z.B. 192.168.178.1.steht für die Anzahl der Verbindungstests. Ein komplettes Kommando könnte also sein „ping 192.168.178.1 -c 5“. Funktioniert die DNS-Namensauflösung dann können Sie auch „ping-c“ eingeben.steht dabei für eine Internetadresse im Textformat z.B. „ping speedtest.net -c 5“.

Bild: Terminal mit ausgeführtem Ping-Kommando
Bild: Terminal mit ausgeführtem Ping-Kommando

Fazit

Ein Linux-Live-System ist ein ungemein nützliches Werkzeug, um herauszufinden ob die Ursache eines Problems bei Windows oder woanders liegt. Allein diese simple Information hilft oft Stunden über Stunden an Zeit zu sparen und die weitere Ursachenforschung zielgerichteter zu verfolgen. Wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, der wird schnell noch andere Möglichkeiten eines Linux-Live-Systems entdecken. So finde ich persönlich die „C’t Desinfect“-Distribution als Tiefenvirenscanner äußerst praktisch. Da reicht für den normalen Betrieb der Windows-Defender und bei Verdacht scannt „C’t Desinfect“ in der Tiefe. Einen zusätzlichen Antivirenscanner direkt unter Windows kann man sich da sparen.

(Datum: 28.07.2020)

Quellen: