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Die Umsetzung der Transparenzverordnung

Ende Mai hatte ich einen Artikel über die in Kraft tretende Transparenzverordnung geschrieben. Mittels dieser Verordnung wurden Internetanbieter verpflichtet charakteristische Informationen Ihrer Produkte in einem Produktinformationsblatt zusammenzufassen und dieses online zur Verfügung zu stellen. Jetzt, drei Wochen später, bin ich neugierig wie die Umsetzung in der Praxis aussieht.

Bild: Muster Produktionformationsblatt Festnetz
Bild: Muster Produktionformationsblatt Festnetz

Dafür habe ich gezielt auf den Webseiten von fünf Internetanbietern nach den Produktinformationsblättern gesucht. Es wurden drei ähnliche Produkte für den Internetzugang über DSL und zwei ähnliche Produkte für den Internetzugang über Kabel verglichen. Folgend die Resultate:

Telekom: Es gibt einen Link “Produktinformationsblätter”, welcher im kleingeschriebenen, zwischen “AGB” und “Verbraucherinformation”, ganz unten in der Webseite zu finden ist. Dort sind auf den ersten Blick zu allen offerierten Produkten die Produktinformationsblätter gelistet. In einer Stichprobe waren Links zu den Produktinformationsblättern auch in den Vergleichsansichten der DSL Produkte zu finden. Die Problematik, dass bei DSL die Datenrate stark von der Leitungsqualität zu einem Heim abhängt wurde durch “Rückfalloptionen” gelöst, wenn der Standardkorridor für die Datenraten nicht erreichbar ist. Ein Beispiel basierend auf dem Produkt “MagentaZuhause S”: Standarddatenrate im Downlink maximal 16 Mbit/s, normal 9.5 Mbit/s, minimal 6,304 Mbit/s. Erste Rückfalloption im Downlink maximal 6,016 Mbit/s, normal 3,8 Mbit/s, minimal 2,048 Mbit/s. Dann gefolgt von der zweiten Rückfalloption mit einem noch niedrigeren Datenratenkorridor.

1&1: Da man es schön vergleichen kann, wurde bei dem Internetanbieter 1&1 ebenfalls ein Blick auf einen 16 Mbit/s DSL Tarif geworfen. Hier waren die Links zu den Produktinformationsblättern wieder in der Vergleichsansicht der DSL Produkte zu finden. Im Produkt “1&1 DSL 16” waren folgende Datenraten für den Downlink aufgeführt: maximal 16 Mbit/s, normal 11 Mbit/s, minimal 0,8 Mbit/s.

O2: Abschließend für DSL Produkte wurde noch der Internetanbieter O2 kurz geprüft. Für die Vergleichbarkeit wurde ebenfalls ein DSL Produkt in der Größenordnung von 16 Mbit/s gewählt, welcher bei O2 “O2 DSL XS” heißt. Ein Link zu dem Produktinformationsblatt war hier zugänglich, wenn man die Webseite des individuellen Tarif aufgerufen hat. Für das Produkt “O2 DSL XS” konnte man entnehmen, dass die maximale Datenrate 10 Mbit/s, die normale 9 Mbit/s und die minimale 6 Mbit/s beträgt. Die auffällige maximale Datenrate von 10 Mbit/s ist eine Eigenschaft des Produktes und keine abweichende Angabe im Produktinformationsblatt. Des Weiteren wurde noch korrekt auf die Drosselung der Datenrate hingewiesen, sobald der Kunde ein Datenvolumen von mehr als 100 GB/Monat übertragen hat (/Monat ist eine eigene Annahme, da diese Angabe dem Produktinformationsblatt nicht zu entnehmen war).

Vodafone Kabel Deutschland: Wie bei der Telekom war auch bei Vodafone Kabel Deutschland ein Link zu den Produktinformationsblättern direkt auf der ersten Seite der Webpräsenz unten im kleingeschriebenen zu finden. Darüber hinaus fand sich ein entsprechender Link in der Beschreibung des individuellen Produkts (Red Internet & Phone 100 Cable). In dem Blatt waren folgende Angaben für die Datenrate im Downlink zu lesen: maximal 100 Mbit/s, normal 90 Mbit/s, minimal 60 Mbit/s.

Unity Media: Unity Media hatte ebenfalls den Link zu den Produktionsinformationsblättern im unteren kleingeschriebenen Bereich der ersten Webseite untergebracht. Dazu ein Link in den Details für z.B. das Produkt “Internet Premium 120”. Als maximale Datenrate im Downlink waren 120 Mbit/s, als normale 110 Mbit/s und als minimale 84 Mbit/s angegeben.

Folgend mein Fazit aus den Stichproben und darin gefundenen Angaben:

Bei allen Anbietern waren den Tarifen zugeörige Produktinformationsblätter zu finden.

Eine Angabe, dass die Downlink Datenrate für einen DSL Internetzugang irgendwo zwischen 0,8 und 16 Mbit/s betragen kann, sieht erst einmal nicht hilfreich aus. Die Informationen sind aber korrekt und nützlich um die Erwartungen zu relativieren. Meiner Meinung nach hat es jedoch die Telekom besser gemacht. In dem Produktinformationsblatt waren 3 Datenratenkorridore gelistet. Diese ermöglichen eine bessere Kommunikation und Einschätzung, da es nun schon hilft zu wissen in welchem der Korridore man selbst landen wird. Im Vergleich zu den Angaben der Konkurrenz weckt die Angabe von O2 bei mir Misstrauen, ob die minimale Datenrate für das Produkt “O2 DSL XS” wirklich niemals unter 6 Mbit/s liegen wird ? Werden potentielle Kunden mit sehr ungünstigen Leitungen und dadurch resultierenden niedrigeren Datenraten abgewiesen ?

Die Angaben für die Internetzugänge über Kabel erschienen im Vergleich zu DSL eindeutiger und mit einem, relativ gesehen, kleineren Bereich zwischen minimaler und maximaler Datenrate. Interessant wird es aber wenn man die Angaben mit dem Breitbandreport der Bundesnetzagentur abgleicht. Hier sind für die Breitbandklassen 6 und 7 in der Mehrheit Internetzugänge über Kabel zu finden. Schaut man sich die zugehörigen Grafiken an wie viel Prozent der Benutzer wie viel Prozent der vertraglich vereinbarten maximalen Datenrate erhielten, dann kommen Zweifel an den Angaben zu den minimalen Datenraten auf. So erhielten immerhin noch ca. 35% der Benutzer in der Breitbandklasse 6 (100 Mbit/s bis 200 Mbit/s), weniger als 60% der vertraglich vereinbarten maximalen Datenrate. Das liegt unter den angegebenen Minimalwerten der beiden Produktinformationsblätter für einen Internetzugang über Kabel. Einen 100% sicheren Rückschluss auf ein bestimmtes Produkt eines bestimmten Anbieters erlaubt der Breitbandreport allerdings nicht. Ferner bauen die Internetanbieter auch kontinuierlich ihre Netze aus. Somit würde ich persönlich den Angaben Beachtung schenken, aber nicht blind vertrauen. Mittels der Kartenansicht von “Breitbandmessung.de” können Sie nachsehen wie Messresultate für einen Anbieter in ihrer Region aussehen, was Ihnen ebenfalls einen groben Eindruck gibt welche Datenraten Sie erwarten können.

Nach Abschluss der Prüfung und des Vergleiches habe ich mich gefragt, ob ich als Endkunde in der Praxis von dem Produktinformationsblatt profitieren würde. Die selbst gegebene Antwort ist zwiegespalten. In der ganzen Flut an Informationen für ein Produkt ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Link auf das Produktinformationsblatt wenig Beachtung findet. Wer allerdings weiß, dass es solch ein Blatt gibt und danach sucht, wird es schnell finden. Inwieweit die enthaltenen Informationen im Detail weiterhelfen ist fraglich. Die angegebenen Bereiche für die potentiellen Datenraten sind groß, erscheinen nicht immer plausibel und ob für einen selbst eher die minimalen, normalen oder maximalen Datenraten zutreffen weiß man auch nicht. Auf der anderen Seite ist es gut überhaupt konkrete Aussagen in der Hand zu haben, welche einem vor Augen führen, das man selbst wahrscheinlich nicht die beworbene maximale Datenrate erhalten wird. Durch das Produktinformationsblatt kann man auch standhafter bei den Internetanbietern auftreten, wenn die angegebene minimale Datenrate regelmäßig nicht eingehalten wird.

Bei dem derzeitigen Wetter wünsche ich noch entspanntes Surfen auf dem Brett und im Internet,

Matthias

Quellen: