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DSL-Super-Vectoring was ist das?

Seit Mitte 2018 wurde für die Internetzugangstechnologie DSL sozusagen eine neue Geschwindigkeitsstufe eingeführt. Bis zu 250Mbit/s im Downlink und 100Mbit/s im Uplink dank des DSL-Super-Vectoring. Doch was ist DSL-Super-Vectoring, bzw. DSL-Vectoring überhaupt? Wie funktioniert es? Welche Vorteile haben Sie und gibt es Nachteile? Dieser Artikel widmet sich diesen Fragestellungen.

Notiz: Sie möchten näheres über DSL als solches wissen, dann finden Sie hier verlinkt eine Einführung in die DSL Technologie.

DSL ist die Technologie für die Übertragung von Daten über die alten Telefonkabel, wo noch Doppel-Adern aus Kupfer für die Signalübertragung verwendet werden. Beginnend mit ADSL und Datenraten von ca. 1Mbit/s sind die Datenraten auf bis zu 100Mbit/s im Downlink gestiegen. Der letzte Schritt von 50Mbit/s auf 100Mbit/s wurde durch den Einsatz der Vectoring-Technologie erzielt.

Um Vectoring zu verstehen muss man wissen, das sich Übertragungen über benachbarte Kupferverbindungen stören können. Gerade auf hohen Frequenzen findet das sogenannte Übersprechen statt. Vereinfacht ausgedrückt gehen Signale von einer Verbindung auf eine andere benachbarte über. Mit Vectoring werden die Übertragungen über zueinander benachbarte Kupferverbindungen so berechnet, das Störungen durch Übersprechen möglichst gering sind. Je kleiner jetzt das Verhältnis von Störsignal zu Nutzsignal, desto höher am Ende die Datenrate.

Ein anderer wichtiger Parameter bei der Übertragung von DSL ist die Leitungslänge von den Übertragungsgeräten der Internetanbieter bis zu Ihnen nach Hause. Je länger die Leitung desto mehr wird das Nutzsignal gedämpft und das Verhältnis von Störsignal zu Nutzsignal wird schlechter. Das ist letztlich der Grund warum beim Netzausbau für die VDSL Technologie die Übertragungsgeräte näher zu den Endkunden gebracht wurden. Jetzt könnte man auf den Gedanken kommen, wunderbar durch Vectoring kann ich alternativ statt mit 100Mbit/s auch mit 50Mbit/s übertragen, dafür wird aber eine höhere Leitungslänge realisiert. Das ist durchaus der Fall und wenn Sie vor der Einführung von VDSL2-Vectoring kein VDSL buchen konnten, kann es danach möglich sein (Quelle [1]). Wunder dürfen Sie aber nicht erwarten, es findet keine Vervielfachung der unterstützten Leitungslängen statt.

Was ist jetzt Super-Vectoring?

Mit Super-Vectoring wurde die etablierte Vectoring-Technologie noch einmal weiterentwickelt. Schwerpunkt ist eine weitere Optimierung des Nutzsignal-Störsignal Verhältnisses. Das ermöglicht wiederum noch höhere Datenraten. Stand heute werden Tarife von bis zu 250Mbit/s im Downlink und 100Mbit/s im Uplink per Super-Vectoring angeboten. Da die hiesigen Internetanbieter in der Regel dabei aber Ihre Übertragungsgeräte durch Infrastrukturausbau nicht noch näher an die Endkunden bringen und sich die Leitungslänge bei höheren Datenraten stärker und stärker auswirkt, profitiert nicht jeder von Super-Vectoring. Es finden sich Werte das bei bis zu 300m die maximal offerierte Datenrate realistisch ist (Quelle [3]). Im individuellen Fall gibt es aber noch weitere Faktoren, so dass dies nur ein ganz grober Richtwert sein kann.

Notiz: Wer es genauer wissen will. Mit Super-Vectoring wird das zur Übertragung verwendete Frequenzband von 17MHz auf 35 MHz ausgedehnt. Signale auf höheren Frequenzen werden aber stärker gedämpft. Hier macht sich jetzt die Optimierung bemerkbar, da trotz höherer Dämpfung das Nutzsignal-Störsignal Verhältnis im hohen Frequenzbereich ausreichend bleibt.

Wenn Sie jetzt einen Tarif buchen bei welchem Super-Vectoring eingesetzt wird dann stellt sich die Frage ob Ihr Internet-Router zu Hause überhaupt noch dafür geeignet ist. Stellt Ihnen der Internetanbieter dieses Gerät, dann dürfte dieser Ihnen ein passendes neues Gerät zusenden, falls das Alte nicht genügt. Betreiben Sie Ihren eigenen Internet-Router dann müssen Sie sich allerdings erkundigen ob dieser DSL-Super-Vectoring unterstützt. Für die in Deutschland verbreiteten Fritz!Boxen gibt der Hersteller AVM entsprechend Auskunft, siehe Quelle [2]. Aktuellere Modelle wie z.B. die Fritz!Box 7590 unterstützen die Super-Vectoring-Technologie.

Neben den potentiellen Kosten durch die Anschaffung eines neuen Internet-Routers sind auch die DSL-Tarife für z.B. 250Mbit/s Datenrate im Downlink teurer als für 50Mbit/s im Downlink.

Fazit:

Mittels Super-Vectoring können viele Haushalte über die alte Telefonleitung, mit einem zeitgemäßem Internetanschluss versorgt werden. Wird Ihnen Super-Vectoring angeboten, wunderbar, dann haben Sie die Möglichkeit relativ unkompliziert die Datenrate Ihres Internetzugangs zu erhöhen. Viele Haushalte bleiben aber außen vor, dafür müssten die Übertragungsgeräte noch einmal näher an die Endkunden rücken, was erheblichen Aufwand und damit Kosten verursacht. Ein solcher Infrastrukturausbau könnte allerdings über noch neuere Technologien, wie z.B. G.fast, noch höhere Datenraten ermöglichen als derzeitig mit Super-Vectoring möglich sind.

Doch sollte man wieder einen Zwischenschritt einlegen und auf den letzten Metern weiter das alte Telefonkabel verwenden oder gleich Glasfaser bis zum Endkunden verlegen? Das ist in Deutschland eines der großen Streitthemen unserer Zeit. Doch während man sich streitet könnte die Übertragung über den neuen Mobilfunkstandard 5G zu Ihnen nach Hause sowohl die Glasfaser als auch das Telefonkabel links überholen und ersetzen. Doch kann 5G überhaupt ein Ersatz für ein festes Netz werden?

Interessiert Sie eine dieser Fragen, dann schreiben Sie mir doch, bleiben Sie neugierig,

Matthias (20.02.2019)

Tipp 1: Achten Sie bei der Auswahl Ihres Internetanschlusses und der Datenrate nicht nur auf den Wert im Downlink. Die Übertragung im Uplink wird immer wichtiger und gerade hier punkten derzeitig DSL-Tarife im Vergleich zu Internettarifen von Kabelanbietern.

Tipp 2: 100Mbit/s, 250Mbit/s, das sind Datenraten welche inzwischen höher liegen als manche netto Datenrate von WLAN in der Praxis. Und was nützt Ihnen der neue und dann teurere Tarif, wenn plötzlich WLAN die Übertragung ausbremst? Einfach ein neues WLAN-Gerät kaufen hilft auch nicht immer. Lesen Sie sich doch ein wenig in WLAN ein (“Einführung in WLAN”). Mit dem gewonnen Wissen können Sie Ihr WLAN effizient optimieren und dann auch von den Datenraten eines schnellen DSL-Tarifes profitieren.

Notiz: Für die Anwendung der Vectoring-Technologie muss ein komplettes Kabelbündel an ein einzelnes Übertragungsgerät angeschlossen sein. Praktisch bedeutet das, dass ein einzelner Internetanbieter die VDSL-Vectoring Übertragung realisiert. Regulatorische Vorschriften ermöglichen es jetzt anderen Internetanbietern das das Signal von diesem Übertragungsgerät ausgeleitet und über das Netz des alternativen Anbieters weiter übertragen wird. Als Ausgleich muss der alternative Anbieter einen Mietpreis an den Betreiber der VDSL2-Vectoring Übertragungsstrecke zahlen. Welcher Anbieter dies ist, richtet sich danach wer in einer Region führend beim Ausbau der Infrastruktur ist. Das ist meist die Telekom, doch nicht immer. Das ist wiederum der Grund warum es sich von Region zu Region unterscheiden kann ob DSL mit der Vectoring-Technologie angeboten wird oder nicht.

Quellen: